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Roger Bissière

1886 Villeréal
1964 Boisierette


Der Maler und Kunstkritiker Roger Bissière, geboren am 22. September 1886 in Südfrankreich, ist einer der Hauptvertreter des Tachismus. Seine Arbeiten sind in vielen bedeutenden Museen der Welt vertreten. Bevor er in den 1940er Jahren seinen typischen informellen Stil entwickelt, lassen sich in seinem Werk unterschiedliche Einflüsse beobachten.
Nach dem Studium an der Académie des Beaux-Arts in Bordeaux kommt Roger Bissière 1910 nach Paris. 1912 veröffentlicht er unter dem Pseudonym Caoudal seine ersten Kunstkritiken in der Wochenzeitung L’Opinion. In den folgenden Jahren nimmt Roger Bissière immer wieder an Ausstellungen teil und veröffentlicht zahlreiche Artikel in verschiedenen Zeitschriften, ab 1914 unter seinem eigenen Namen. Der Künstler ist eng befreundet mit Georges Braque, über den er auch eine Monografie verfasst.
Als Kritiker setzt er sich für den Kubismus ein und kommentiert die ersten Ausstellungen von Juan Gris, Jacques Lipchitz und Pablo Picasso, während er als Maler dem kubistischen Vorbild Braques folgt. 1920 ist Roger Bissière für ein Jahr Mitarbeiter bei L’Espirt Nouveau, der von Le Corbusier und Amadée Ozenfant herausgegebenen puristischen Zeitschrift. Im selben Jahr schließt der Künstler seinen ersten Galerievertrag ab, die schriftlichen Veröffentlichungen nehmen ab. Von 1925 übernimmt Roger Bissière bis 1938 eine Lehrtätigkeit an der Académie Ranson in Paris; um ihn versammelt sich eine Gruppe junger Künstler, von denen einige in den 1940er und 1950er Jahren in der (Nouvelle) École de Paris aktiv werden.

1939 zieht sich Bissière mit seiner Familie in ein altes Pfarrhaus in Boissierette in seiner südfranzösischen Heimat zurück und widmet sich u. a. dem Lavendelanbau. Durch ein Augenleiden droht die Erblindung. Mit Hilfe seiner Frau entstehen in den 1940er Jahren Wandbehänge aus Stoffflicken, die den Beginn seines neuen und typischen, von Paul Klee beeinflussten Stil markieren. Im Juli 1950 wird Bissières Grüner Star operiert, das Augenlicht ist gerettet. In den folgenden Jahren beginnt der Künstler wieder zu malen und entwickelt seine bekannte abstrakt-poetische Malweise.
Roger Bissière versucht, die Atmosphäre und die Emotionen einzufangen, die er in bestimmten Situationen erlebt. Er beschreibt seine Themen nicht, sondern setzt Empfindungen in farbige Analogien um. Seine träumerischen Kompositionen bestehen aus zweidimensionalen Flächen, die oft aus orthogonalen Gitterlinien konstruiert werden, in denen Farben und Formen verteilt werden. Roger Bissière verwendet meist zurückhaltende, ruhige Farben, Gelb-, Grün- und Ockertöne dominieren. Außerdem arbeitet er mit Komplementärfarben und Warm-Kalt-Kontrasten. Oft werden auch schwarze piktogrammartige Formen eingesetzt, etwa Stern, Treppe, Fisch, Vogel. Am häufigsten arbeitet Roger Bissière in Öl, experimentiert aber auch mit anderen Techniken wie Ei. Bevorzugt benutzt er schlichte Bildträger wie Karton, kleinere Bretter und Papier, malt aber auch auf Leinwand.
1952 erhält Roger Bissière den Grand Prix National des Arts und nimmt als einer der Hauptvertreter des französischen Informel u. a. an den ersten Documenta-Schauen teil (1955, 1959, 1964). Am 2. Dezember 1964 stirbt Roger Bissière in Boisierette.


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